
Die Natur im Weinbau - bio/ demeter - was bedeutet das?
In den ganzen Jahren in denen wir als Weinberater in unserer Vinothek
tätig sind, haben wir eines gelernt, es gibt keine in Stein gemeißelten
Reglements. Wenn ein Kunde in der Vinothek nach einem gänzlich neuen
Wein-Abenteuer verlangt, versuchen wir bei der Kundenbetreuung ein
Gefühl dafür zu bekommen, was der Konsument gerne möchte. Wir überlegen
wie weit wir an die Grenzen des Machbaren gehen können, um unserem Gast
ein neues, aufregendes Geschmackserlebnis, oder eine unerwartete
Wein-Speisen-Kombination zu vermitteln. In der Weinberatung empfehlen
wir unseren Kunden neugierig und offen zu sein. Und wenn Sie einen
wilden Bio- oder Demeter-Wein degustieren möchten, sollten Sie darauf
gefasst sein, dass er zu Anfang nicht so riecht und schmeckt wie Sie es
von konventionell erzeugten Weinen gewohnt sind. Diese Weine sind immer
eine Erfahrung wert und großartige Begleiter für die Symbiose ‘‘Küche
und Keller‘‘, auch wenn sie ganz anders funktionieren, wie es in der
klassischen Sommelier-Ausbildung gelehrt wird!
Ein Gedankenausflug in die Welt der Natural Weine
Wir möchten Sie mit dieser kleinen Exkursion durch die bunte Weinwelt
der ‘‘Natural Weine‘‘ führen. Kommen Sie mit auf den Pfad der
Erkenntnis und probieren Sie neue und spannende Weine aus dieser wilden
Wein-Szene. Wie funktionieren diese verschiedenen Bewirtschaftungen im
Weinberg und im Weinkeller? Was unterscheidet eine biologisch-organische
Bewirtschaftung gegenüber der biodynamischen Wirtschaftsweise, schmeckt
ein Orange-Wine tatsächlich nach Orangen? Wie wirkt der Schwefel im
Wein und in meinem Körper? Was sind Sponti-Weine? Diese Fragen werden
uns immer häufiger an den Regalen in unserer Vinothek gestellt. Viele
unserer Kunden wissen, dass ‘‘Konventioneller Weinbau‘‘ ein dehnbarer
Begriff ist.
Bio-Organischer Weinbau:
Das Projekt für ein ausbalanciertes Ökosystem
Die oberste Maxime im biologisch-organischen Weinbau lautet nur
organische Pflanzenschutzmittel im Weinberg zu verwenden.
Chemisch-synthetische Pestizide und Herbizide sind strikt verboten. In
diesem Beispiel dient dem Bio-Winzer eine Begrünung mit verschiedenen
Pflanzen zwischen den Rebzeilen dazu, dass sich verschiedene Bakterien
mit dem Luftstickstoff binden können. Diese umweltfreundliche Düngung
fördert auch den gesunden Erhalt der Biodiversität, sorgt für ein
stabiles Ökosystem und erhöht die Artenvielfalt im Weinberg. Bioweine
zeichnen sich im Weinglas durch eine frische Lebendigkeit und einer
enormen Spannungskraft aus. ,,Ändere die Umwelt; sie braucht
es!‘‘(Bertold Brecht)

Biodynamische Wirtschaftsweise: von Ansicht und Glauben mit der Natur
Der biodynamische Weinbau befolgt noch strengere Regeln. Bei dieser Art
von Weinbau zählt das Schicksal eines jeden einzelnen Rebstocks. Die
Weingärtner versuchen im Einklang mit der Natur ihre Reben schonend
durch die 12 Monde und 4 Jahreszeiten zu bekommen. Das Geheimnis ihres
Handwerks unterliegt den Einflüssen der Mondphasen und des kosmischen
Aussaat-Kalenders nach Maria und Matthias K. Thun. Den Grundstein für
die Biodynamie legte der Anthroposoph Rudolf Steiner bei seinem Vortrag
im Jahr 1924 in Koberwitz. Diese acht Vorträge aus seinem
‘‘Landwirtschaftlichen Kurs‘‘ gelten heute als Meilenstein und Manifest
für die Demeter-Winzer. Die besten Winzer Frankreichs und Deutschlands
arbeiten nach dieser Lehre, ihre biodynamischen Präparate dienen als
vitalisierendes Heilmittel für Boden und Pflanzen. Für ihre Herstellung
werden pflanzliche, tierische und mineralische Substanzen kombiniert und
natürlichen Kräften ausgesetzt, um diese dann in veränderter Form
wieder zuzuführen. Einige Winzer beackern ihre Weingärten mit Pferden
und so manch hartgesottener Guerilla-Weingärtner übernachtet sogar in
der Zeit der Weinernte in seinem Weinberg! ‘‘Lerne von der
Geschwindigkeit der Natur: Ihr Geheimnis ist Geduld!‘‘ R. Emerson
Sponti-Weine - Wie schmeckt so ein Wein?
Viele Winzer besinnen sich heute wieder auf eine traditionelle
Vinifizierung und meiden industriell gefertigte Reinzuchthefen. Bei
einem spontanvergorenen Wein verwendet der Winzer die im Weinberg
vorkommenden Hefen. Oft wird die Standzeit der Maische erhöht, bevor die
gekühlte Gärung von Statten geht. Diese Weine schmecken nie gleich, die natürlichen Rebsäfte können
eindeutige Jahrgangsunterschiede vorzeigen und einzelne Flaschen aus
derselben Abfüllung können verschiedene Geschmacksnuancen hervorbringen.
Oft sind diese wild, ungestüm und unglaublich vielschichtig in ihrer
Stilistik. Im ersten Ansturm oft ungewöhnlich, aber wer sich darauf
einlässt, der findet hier naturbelassene, lebendige und
spannungsgeladene Weine. Es gilt die Botschaft, eine neue energetische
Weinwelt zu entdecken. Spontanvergorene Weine besitzen einen eigenen
geschmacklichen Kosmos. Das Aromenbild dieser Weine ist breit gefächert.
Halt eine wahre Wundertüte der Natur


Orangeweine: Die Extraktion der Traubenschale
Absolute Hipster sind die Orange-Weine in der Weinszene und den Weinbars
dieser Welt. Diese haben nun gar nichts mit einem spanischen Obstwein
zu tun der aus frischen Orangen hergestellt wurde, sondern es handelt
sich hier um einen Weißwein der wie ein Rotwein hergestellt wurde. Durch
die Mazeration auf den Traubenschalen bekommt der Wein mehr
Farbausbeute und Gerbstoffe (Flavonoide) dadurch werden auch mehr
Geschmacksstoffe im Wein extrahiert. In der Regel ist ein höherer
Tanningehalt aus geschmacklichen Gründen im Weißwein nicht erwünscht,
daher eignet sich nicht jede weiße Rebsorte für diese Art von
Vinifizierung. Teilweise zeigen diese intensiven Weißweine eine leichte
Trübung und bringen ein orangenes Farbspiel im Weinglas mit sich. Ein
Orange-Wine der auf seinen wilden Hefen vergoren wurde, zeichnet sich in
der Regel durch ein leicht oxidatives Geschmacksbild aus. Durch diese
dicht verwobenen und vielschichtigen Geschmacksnuancen sind diese Weine
ausgezeichnete Speisenbegleiter